DIE PINSCHER-SCHNAUZER-KREUZUNGEN
Ich
wurde schon oft um einen Bericht ueber das Kreuzungsprojekt gebeten. Das Thema ist heute aus vielen Gruenden aktuell geworden. Willkommen in der geheimnisvollen und faszinierenden
Welt der Kreuzungen.
Wie
viele vielleicht wissen, ist der erstrangige Zweck
der Kreuzungen, den engen Genpol der kleinen DP-Rasse,
bei der die jahrelange Inzucht unguenstige Wirkungen
hervorgebracht hat, zu erweitern und in ihn neues
Blut zu pumpen, um dadurch nach Möglichkeit die
in der Rasse auftretenden gesundheitlichen Probleme
zu verringern.
Zugleich ist man bemueht, einigen körperbaulichen
Schwächen des Pinschers abzuhelfen.
Wir
waren schon seit Ende der 80er Jahre um den Gesundheitszustand
des deutschen Pinschers in Finnland besorgt; heute
haben wir noch mehr Grund dazu.
Die Genehmigung fuer die Pinscher-Schnauzer-Kreuzung
wurde zum ersten Mal im J. 1990 beantragt (die
Antragssteller waren die Zwinger
Dorthonion, Waldschatz und Yarracitta),
aber die Idee war damals noch zu radikal, und
das Unternehmen scheiterte.
Wir haben das Vorhaben fuer einige Jahre
zurueckgestellt, aber der Königsgedanke wurde
nie von uns in Vergessenheit geraten. 5 Jahre später, u.zw. im J. 1995 stellten wir
(Dorthonion, Yarracitta) einen neuen Antrag. Leider hatten die besten, frueher zur Verfuegung stehenden Spitzenhunde
zu der Zeit bereits das beste Zuchtalter ueberschritten. Endlich im J. 1996, trotz des weiterhin harten
Widerstandes, befuerwortete der Rasseklub und
anschliessend der Finnische Kennelklub bewilligte
den Kreuzungsplan fuer maximal 4 Pinscher-Schnauzer-Kreuzungswuerfe.
Von diesen sind bis heute 2, sowie zusätzlich
2 weitere Wuerfe der zweiten Generation, realisiert
worden.
Die
zur Kreuzung eingesetzten Hunde sind streng kritisiert
worden (damit hatten wir auch gerechnet!). Die Hunde sind jedoch a) Champions , die die Zuchtkriterien des
Rasseklubs weit uebertreffen b) besitzen besonders
gute Wesensart c) sind gesund.
Ein Teil von denen sind Spitzenhunde, ein
Teil Durchschnitt,
was das Aussehen betrifft.
Meine persönlichen Kriterien (Wesen, Gesundheit,
Aussehen – in dieser Reihenfolge) haben sie erfuellt.
Auch mit schlechteren Hunden hat man in
diesem Lande Welpen produziert, und sogar viele.
Es ist doch klar, dass jeder Zuechter hofft,
in jeder Hinsicht perfekte Hunde benutzen zu können. Es ist aber leider nicht möglich, und man muss
immer auf etwas verzichten.
Der Kreuzungplan war schon jahrelang, bis
zur Verduennung, in der Diskussion gewesen.
Irgendwann mal muss man einfach sich beherzigen
und etwas unternehmen
und mal sehen, was dann kommt.
Also entschlossen wir uns, zur Tat zu schreiten,
bevor das Vorhaben sein 10-jähriges Jubiläum feiern
konnte ohne dass man einen ersten Schritt unternommen
hatte!
Einige
Kommentare ueber die bis jetzt realisierten Kreuzungswuerfe:
1. Yarracitta P-Wurf
im J. 1997 (Yarracitta Reticcarudolf-Argenta´s
Pollyanna): 2 Welpen (2/0). Die beiden haben rauhes Schnauzerhaar, das am ehesten an die Farbe
des Wildes erinnert, einen stabilen und festen
Körperbau, eine ausgezeichnete Rueckenlage und
von den Eltern ererbtes, phantastisches Wesen,
aber leider auch einen Hodendefekt.
Diese Sache hat mir viel Sorgen gemacht,
denn sonst wären die Hunde doch ausgezeichnetes
Zuchtmaterial.
Aber der Misserfolg und die Rueckschläge
gehören nun mal zum Leben und zur Hundezucht.
Die muss man einfach durchstehen und in
der Hoffnung weitermachen, dass das nächste Mal
alles besser klappt.
Zum Glueck wurden auch seinerzeit mehrere
Kreuzungswuerfe ausgerechnet fuer den Fall beantragt,
dass eventuell etwas schief gehen sollte.
Die Jungen selbst kuemmern sich ueberhaupt
nicht um solche Kleinigkeiten, denen geht es in
ihren Heimen gut, wo sie lauter Sonnenschein ihrer
Umgebung schenken und als Musterstuecke von einem
beispielhaft guten Wesen gelten.
2. Yarracitta O-Wurf
im J. 1998 (Balthasar v. Achterplätzchen-Yarracitta
Ipanapapanetta):
8 Welpen (4/4). Eine ziemlich gemischte Gesellschaft, ein Teil
schwarzgrau, anderer Teil mehr oder weniger von
wildfarbiger Behaarung, stattliche Hunde, der
Körperbau könnte bei einigen fester sein. Teils jedoch brauchbare Hunde, von denen bis
jetzt einer zur Zucht eingesetzt wurde:
”Nikki” (Oiolenkaunokki), eine gesunde,
kräftige Huendin mit einem schönen Kopf.
Ihr ausgeglichenes, freundliches und mildes,
aber dabei lebendiges Wesen bezaubert alle. Auch mit ihren Fehlern ist sie ”perfekt”, vielleicht noch nicht ganz
Weltsiegerin, aber hat garantiert ”das gewisse
”Etwas” zum Idealhund.
3. Yarracitta E-Wurf,
die 2. Generation im J. 2000 (Ceriinan Harris-Yarracitta
Oiolenkaunokki ):
5 Welpen (1/4). Es hat schon etwas von dem bekannten Pinscheraussehen.
Von den 5 haben 3 das kurze und glatte Pinscherhaar,
während 2 etwas längeres und rauheres Haar haben.
Die Farben ähneln sich schon mehr den Pinscherfarben,
jedoch noch kein dunkles, sattes Rot. Da die Hunde an sich noch jung sind, lasse
ich die genaueren Schätzungen fuer später bis
sie erwachsen sind. Der Ruede jedoch erscheint mir ein vielversprechendes
Exemplar zu sein, und die Huendinnen sind auch
nicht zu verachten.
4. Yarracitta N-Wurf,
die 2. Generation im J. 2002, Wt. 25.4. (Fundora´s Charmat-Yarracitta Oiolenkaunokki): 8
Welpen (3/5). 2 Welpen haben etwas längeres Haar, die restlichen
6 werden höchstwahrscheinlich ganz kurzhaarig
sein. Die Farben von hellbraun bis dunkelbraun, eine
Huendin fast schwarz (jedoch kein sr).
Die
Kreuzungen werden fortgesetzt, das Projekt ist
noch unvollendet.
Mit einer Generation ist es nicht getan,
und deswegen wäre es sinnvoll, die endgueltige
Schätzung ueber die Mischung zweier Rassen erst
dann vorzunehmen, wenn man mit der Sache weitergekommen
ist und ein deutliches Bild von dem Fuer und Wider
des Projektes sich erlauben darf. Das Problem einer Kleinzuechterin ist immer
das Fehlen an geeignetem Zuchtmaterial, aber frueher
oder später werden die passenden Hunde fuer die
bleibenden zwei Kreuzungswuerfe gefunden werden.
Leider ist es sehr schwierig, ordentliches Zuchtmaterial
zu finden. Z.B. die an und fuer sich sehr notwendigen
Importe der letzten Jahre nach Finnland sind meiner
Meinung nach nicht besonders gelungen gewesen.
Natuerlich bin ich bestrebt, das bestmögliche
Material einzusetzen, und ich unterschätze durchaus nicht die Bedeutung
der äusseren Elemente (Typ, Körperbau), aber deren
einseitige Idealisierung auf Kosten von anderen,
mindestens genauso wichtigen Eigenschaften hat
mich schon lange geärgert.
Ein sehr wichtiges Kriterium wird fuer
mich auch in der Zukunft – neben der Gesundheit
– das Wesen sein, das mir eine der Schicksalsfragen
des Pinschers erscheint.
Der Pinscher hat leider einen schlechten
Ruf, und durch die scharfen, reservierten und
beissenden Hunde, von denen man immer noch hört,
wird er auch nicht besser werden.
Sein Wesen soll sozial, offen und nicht
zurueckhaltend sein.
Nur die im Wesen gesunden Hunde kommen
in allen Situationen, ei es als Lieblinge zu Hause
oder als Familienhunde, gut zurecht.
Fuer diese Zwecke werden die Pinscher ja
meistens angeschafft, und man kann nicht damit
rechnen, dass jeder Besitzer erzieherische Spitzenkenntnisse,
grosse Geschicklichkeit oder jahrelange Erfahrung
besitzt, um mit dem Pinscher fertig zu werden.
Jetzt
wenn es neue Zuechter gibt, die sich fuer Kreuzungen
auch interessieren, kann ich zu meiner Freude
feststellen, dass unsere Idee wohl doch gar nicht
so schlecht war, und dass man schon offensichtlich
bereit ist, die Probleme des deutschen Pinschers
auch öffentlich anzuerkennen (was frueher nicht
der Fall war). Dies bietet bessere Anhaltspunkte, um die Krankheiten
mit konkretischen Massnahmen zu bekämpfen. Meine persönliche Ansicht ist - und ich bin dabei nicht allein – dass der DP heute in grossen Schwierigkeiten steckt.
Es ist beinahe unmöglich, Zuchtlinien zu
finden, die einander fremd sind. Die Ahnentafeln sind erschreckend, besonders wenn man
sie einige Generationen zurueck verfolgt.
Die jahrelange Inzucht hat ihre Folgen.
Was kann man tun?
Unsere Idee ist gewesen, den Genboden durch
Schnauzerkreuzungen zu erweitern. Neue Kreuzer sind natuerlich von Nöten, aber der Sinn des neuesten Kreuzungsplanes,
die schon einmal von mir zur Kreuzung eingesetzte
Schnauzerlinie aufs neue zu benutzen, ist mir
jedenfalls nicht klar.
Somit wird voraussichtlich ein Inzuchtboden
auch fuer die Schnauzer vorbereitet, die in den
zukuenftigen Ahnentafeln der Pinscher vorkommen
werden. Die
Schnauzerkreuzungen werden wahrscheinlich ziemlich
einmalige Prozesse sein und stellen dadurch eine
einmalige Gelegenheit dar, die Inzucht des Pinschers
abzubrechen. Um fuer den Pinscher aus den Kreuzungen den
bestmöglichen Nutzen zu ziehen, muessten doch
alle die dazu eingesetzten Schnauzer aus einander
fremden Zuchtlinien stammen. Ich glaube, man kann Spitzenschnauzer fuer diesen Zweck leicht finden.
Jetzt wenn je sollte man einen Blick auf
die Ahnentafeln werfen.
Die
Kreuzungen können, wie es mir erscheint, nicht
als lose, von einander unabhängige Fälle gehandhabt
werden. Ich
hoffe, dass im Rasseklub eine realistische Diskussion
ueber die Gesamtsituation der DP-Rasse gefuehrt
wird, und auf Grund dieser Diskussion sollten
die zentralen Ziele fuer die Kreuzungen bestimmt
werden. Ich
hoffe, dass eine einheitliche Ansicht entstehen
wird, u.zw. auf der Basis der urspruenglichen
Idee, dass fuer die Kreuzungen nur einander fremde
Schnauzerlinien akzeptiert werden.
Sonst wird die Mithilfe der Schnauzer,
sowie die Arbeit mehrerer Zuechter ins Wasser
fallen.
Pirjo
Porenne
Zwinger
YARRACITTA
Helsinki,
Finnland
(
Zu diesem im Klubblatt ”Snautseri-Pinseri” Nr.
1/2002 veröffentlichten Artikel habe ich einige aktuellen Zusätze gemacht.)